Völler muss DFB-Eifer stoppen
Völler überlegt noch, wie die Abwehr gegen Holland aussehen soll

Almancil - Auch bei der zweiten Pressekonferenz im EM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft in Almancil stand das Auftaktspiel am Dienstag gegen Holland im Vordergrund.

Dabei richtete sich der Blick vor allem auf die Frage, mit welcher Abwehrformation die DFB-Auswahl antreten wird. Konkret wollte sich Rudi Völler dazu aber ebenso wenig äußern wie zur Startaufstellung.

Startelf noch offen

"Natürlich hat man immer eine gewisse Formation im Kopf, aber noch ist nichts entschieden", sagte der Teamchef, der seine Wackelkandidaten spätestens nach dem abschließenden Training am Montagabend in Porto informieren will.

Das morgendliche Training fiel im übrigen wegen der Hitze von mehr als 30 Grad aus. Trotzdem will Völler die Einheiten nicht wie andere Mannschaften in den Abend verlegen: "Ein bisschen schwitzen wollen wir auch, das hat noch keinem geschadet."

Thema des Tages: Die Abwehrformation gegen Holland

Die Tendenz geht zur Beibehaltung der zuletzt so stark kritisierten Viererkette. "Wir können beides spielen. Entscheidend war gegen Ungarn aber viel mehr, dass wir zu weit weg standen von den Leuten und das werden wir sicherlich gegen Holland besser machen", meinte Völler.

Über die Fehler im letzten Test und die Konsequenzen daraus sprachen sich Völler und die Defensive am Donnerstag aus. Ein Gespräch mit der Offensive wird folgen.

Lazarett: Leer

"Meine Trainingseindrücke sind mehr als positiv, zumal alle 23 Spieler fit sind", sagte Völler nach den ersten drei Übungseinheiten in Portugal.

Einzig Thomas Brdaric hatte leichte Probleme, nachdem er am Donnerstagvormittag umgeknickt war. Doch bereits am Nachmittag konnte er wieder mittrainieren.

Das sagt Rudi Völler:

"Alle sind heiß und können es kaum erwarten, dass es losgeht. Es ist gut so, dass mir die Wahl schwer gemacht wird. Ich muss die Spieler im Training sogar ein bisschen bremsen. Ich bin überzeugt, dass wir diesen Level auch bis Dienstag halten können."

"Es hängt immer von uns selbst ab. Wenn es uns gelingt, dass jeder das Letzte aus sich herausholt, dann ist es nicht so wichtig, wie die Holländer spielen. Wir werden gegen Holland so drauf sein, dass es schwer wird, gegen uns zu gewinnen."

"Wir werden im Ausland als klassische Turniermannschaft gesehen, aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Auch vor vier Jahren war das so und da sind wir in der Vorrunde ausgeschieden. Man muss etwas dafür tun und sich gut vorbereiten. Ich hoffe, dass das Klischee auch weiterhin Bestand hat."

Das sagt Oliver Kahn:

"Mein Gefühl ist ähnlich gut wie vor der WM 2002. Auch damals war die Öffentlichkeit sehr, sehr skeptisch. Aber wenn wir es schaffen, als Einheit aufzutreten und über der hundertprozentigen Leistungsgrenze zu spielen, dann ist alles möglich."

"Eine deutsche Mannschaft muss nie ängstlich zu einem Turnier fahren. Das hat die Vergangenheit gezeigt."

"Ich befinde mich seit Jahren in einem Dauerdruck-Zustand. Ich spüre den Druck vor lauter Druck schon nicht mehr."

"Zu meiner Zukunft gibt es keinen neuen Stand. Ich möchte mich jetzt total auf die EM konzentrieren. Alles andere wird man danach sehen."

Das sagt Jens Nowotny:



"Mir ist nicht Angst und Bange vor Holland. Wir werden eine hundertprozentig disziplinierte Leistung abliefern und mit ein bisschen Glück sind wir in der Lage, ein erfolgreiches Spiel zu bestreiten."

"Ob das System umgestellt wird, ist egal. Ich habe immer gespielt und gehe davon aus, dass das so bleiben wird."

PS: Und zwar genau wie die Schweiz

Tschechien auch ohne Zehn siegessicher



Vermutlich in der Startelf: Tschechiens Torschützenkönig Marek Heinz



München - Tschechien hat den Gruppensieg der Gruppe D bereits sicher in der Tasche - und Deutschland ein Problem.

Denn Tschechiens B-Elf ist in einem Spiel ohne Bedeutung auf großer internationaler Bühne keinesfalls schwächer einzuschätzen als die A-Mannschaft.

Den Druck besiegt

Tschechiens Nationalelf fürchtet nur zwei Dinge: Druck und taktische Zwänge. Letzteres erlässt ihnen Coach Karel Brückner seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren.

Gegen den Druck haben sie in den ersten zwei Begegnungen der Europameisterschaft selbst gewonnen.

Presse schon im Viertelfinale

Wer glaubt, die tschechische Sportpresse würde der Partie gegen den Vize-Weltmeister übermäßige Bedeutung beimessen, irrt.

Viel leidenschaftlicher als die eigene Aufstellung für das prestigeträchtige Duell wurden in den vergangenen Tagen die voraussichtlichen Aufgebote der potentiellen Viertelfinalgegner Schweden, Dänemark und Italien analysiert.

Keine Angst um die Ehre

Die Verantwortlichen um Trainer Karel Brückner beschäftigt die Begegnung indes eher perspektivisch. Brückner kann sich das leisten - denn um die Ehre muss ihm nicht Bange sein.

Speziell die vermeintlich zweite Garde benötigt neben der Empfehlungsmöglichkeit für weitere Nominierungen keine Zusatzmotivation.

"Herz schlägt für die Nationalmannschaft"

So rang Jaroslav Plasil vom AS Monaco anlässlich seiner ersten Nominierung im Frühjahr dieses Jahres zu einem Testländerspiel sichtlich um Fassung: "Mein größter Traum geht in Erfüllung", gab der 22-Jährige damals begeistert zu Protokoll.

Neu-Bochumer Vratislav Lokvenc erklärte vor seinem ersten Einsatz im laufenden Turnier: "Mein Herz schlägt für die tschechische Nationalmannschaft. Die Spieler, die jetzt zum Einsatz kommen, sind hochmotiviert und wollen zeigen, dass sie auch gute Fußballer sind."

Roman Tyce von 1860 München fügte hinzu: "Ein Erfolg gegen Deutschland wäre für mich etwas ganz Besonderes."



Bolf kehrt in Startelf zurück

An Engagement zumindest wird es Brückners B-Elf, die voraussichtlich auf zehn Positionen verändert wird, demzufolge nicht mangeln. Einzig Martin Jiranek stand auch gegen die Niederlande in der Startelf.

In die Startformation zurückkehren wird Rene Bolf, der gegen die Niederlande wegen eines Sonnenstichs pausieren musste. Ebenfalls nachvollziehbar ist die Schonung von Tomas Galasek, der als einziger Spieler Gelb vorbelastet ist.

Für alle anderen Spieler geht es um nicht weniger als den Beweis für ihre berechtigte Nominierung anzutreten. Eine Frage der Ehre - und in diesem Zusammenhang verstehen sie keinen Spaß.

Einfach spielen lassen

So wird Karel Brückner am Mittwoch tun, was er immer tut: Seine Mannschaft ihr Spiel spielen lassen. Die Elf war mit diesem Vertrauen erst in zwei von 24 Spielen überfordert:

Nach einer Serie von 20 Spielen, in denen die Tschechen ungeschlagen blieben, gingen die Testspiele gegen Irland und Japan verloren. Keine guten Aussichten für Deutschland.

Katrin Freiburghaus


Die voraussichtliche Aufstellung Tschechiens:

Blazek - Jiranek, Bolf, Rozehnal, Mares - Plasil, Hübschman, Vachousek, Tyce - Lokvenc, Heinz.