Also ich kannte den Film überhaupt nicht und hatte Bock auf einen Western. Wer mit dieser Prämisse an den Film ran geht dürfte ähnlich überrascht werden wie bei Brokeback Mountain seinerzeit. Die Filme haben keine ähnliche Thematik, nutzen aber den Western nur als Vehikel, um eine völlig andere Geschichte zu erzählen, die man normalerweise in einem anderen Setting erwarten würde.
Im Mittelpunkt stehen die ungleichen Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George (Jesse Plemons) Burbank, die im frühen 20. Jahrhundert gemeinsam versuchen die Rinderfarm ihrer Eltern zu erhalten. Ihr Verhältnis zueinander wirkt extrem, aber über die letzten 20 Jahre bewährt. Sie teilen sich ein Schlafzimmer, da beide keine Frau haben und der knochenharte Phil gerne so lebt wie vor 20 Jahren. Sowohl was seinen Bruder betrifft als auch die harte Arbeit mit den Rindern. Sein Bruder George allerdings ist über die Jahre anders geworden. Er ist leicht dicklich, möchte sich nicht mehr so quälen wie als junger Mann und hat die Annehmlichkeiten des Lebens allmählich zu schätzen gelernt. Damit verlor er natürlich nach und nach den Respekt seiner Männer und sein Bruder versucht ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit wieder auf den rechten Pfad zu bringen; meist mit Erniedrigungen. Bei ihrem letzten Viehtrieb machen sie Zwischenstation bei der Witwe Rose (Kirsten Dunst), die mit ihrem Sohn Peter eine Art Gasthaus betreibt. Eine Heirat mit Rose scheint für George ein Ausweg sein zu können, um aus dem bisherigen Leben mit seinem Bruder auszubrechen und so nimmt er die beiden zu sich auf ihre Farm. Dort entspinnt sich ein Psychokrieg zwischen Phil und Rose, während er mit ihrem Sohn Peter hofft jemanden gefunden zu haben dem er sein Welt- und Männerbild weitergeben kann. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
The Power of the Dog ist ein grandios gefilmter Abgesang auf den Spätwestern und zeigt mit Phil den Archetyp eines "weißen Mannes" der der guten alten Zeit hinterher trauert. Viele Versatzstücke der Story lassen sich auf die heutige Zeit anwenden ohne zu sehr Zeigefinger-me-too zu sein. Ich wollte eigentlich etwas völlig anderes sehen, war dann aber gepackt genug von der Story um trotz meines Irrtums wissen zu wollen wie das alles ausgeht. 7,5 von 10