Diskussion: Killerspielverbote, Zensur & Co.
Donnerstag 11. Januar 2007, 16:44 Uhr
* Per E-Mail verschicken
* Per Messenger senden
* Seite drucken
* In Blog eintragen
Obwohl sich die meisten Deutschen jetzt für ein Verbot von so genannten "Killerspielen" ausgesprochen haben, sieht die Videospiele-Industrie keine Veranlassung, ihre Politik zu ändern. "Es gibt bereits ein Verbot von gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Spielen und das unterstützen wir auch", erklärt Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverband Interaktive Unterhaltung (BIU), in dem die meisten deutschen Hersteller vertreten sind. Der deutsche Jugendschutz sei, so Wolters, "einer stärksten der Welt".
In einer jetzt veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie
Allensbach aus dem Dezember zufolge sprachen sich 65 Prozent der Bundesbürger dafür aus, Gewaltdarstellung im Fernsehen und in Spielen komplett zu verbieten, 22 Prozent waren gegen ein solches Verbot. 60 Prozent forderten des Weiteren ein komplettes Verbot von so genannten "Killerspielen", 34 Prozent sprachen sich dagegen aus. Für 48 Prozent der Befragten war zudem der Amoklauf von Emsdetten ein Anzeichen für die weit verbreitete Gewaltbereitschaft unter jungen Leuten - der für sie offenbar im Zusammenhang mit diesen Medien steht.
In massiver Aufklärung, Alterskennzeichnungen von Spielen und technischen Hilfsmitteln in Soft- und Hardware sehen der BIU und seine Mitglieder dagegen weiterhin ihre Strategie, um die Verunsicherung der Bevölkerung in punkto Videospiele einzudämmen. "Die Öffentlichkeit erhält bei der Fragestellung solcher Umfragen keine Definition der so genannten ,Killerspiele', die oft mit dem Genre der Actionspiel gleichgestellt werden. Das aber ist nämlich nicht zulässig", kritisiert Karsten Lehmann vom Düsseldorfer Spielehersteller Ubisoft. Er räumt aber gleichsam ein: "Wir müssen trotzdem transparenter werden, viel erklären und den Menschen unsere Medien greifbar machen, die sich damit noch nicht auseinandergesetzt haben und jetzt so pauschal urteilen." Ubisoft setzt dabei etwa auf Projekte zur Medienerziehung und zur Vermittlung von Medienkompetenz. Als Beispiel nennt Lehmann die "GC Family", einem Bereich der Leipziger Spielemesse Games Convention, in dem von Medienpädagogen betreuten Familien die Vielfalt und die erzieherischen Effekte von Videospielen vorgeführt werden. Sein Produktportfolio will Ubisoft aufgrund solcher Umfragen indes nicht ändern.
Bei den technischen Hilfsmitteln sieht BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters im so genannten "Parental Control System" einen wesentlichen Fortschritt. In diesem passwortgeschützten Bereich der Betriebssysteme von Spielekonsolen und PCs können Erziehungsberechtigte einstellen, ab welchem Alter bestimmte Spiele mit der Hardware gespielt werden dürfen. Das "Parental Control System" ist bereits Bestandteil der Xbox sowie den Nintendo-Konsolen Wii und DS. Außerdem wird es im kommenden PC-Betriebssystem Windows Vista sowie in der Playstation 3 enthalten sein.
Andere sehen dagegen in den gewaltverherrlichenden Spielen eine Gefahr, die praktisch ohne jede Kontrolle aus dem Internet heruntergeladen oder dort online gespielt werden können. So fragt beispielsweise der IT-Sicherheitsexperte Bert Weingarten vom Hamburger IT-Systemhaus Pan Amp, warum die US-Armee schon seit Jahren einen so genannten "Ego-Shooter" mit ausführlicher Waffenkunde als "Werbemittel" online anbieten darf, der von jedem Kind auf der Welt "kostenfrei und ohne jeden Jugendschutz" auf den heimischen PC heruntergeladen werden könne. Oder warum mit "Call of Duty" im Internet ein Spiel angeboten werde, mit dem der II.Weltkrieg von Kindern und Jugendlichen im Mehrspielermodus online fortgeführt werden könne.
"In diesem Bereich", schimpft Weingarten, "gibt es derzeit noch keinen Jugendschutz." Eine Lösung wäre, dass es für Online-"Killerspiele" eine ähnliche gesetzliche Regelung gibt wie etwa für Kinderpornographie, die die Internet Provider und Telekommunikationsanbieter mit in die Verantwortung zieht. Sie könnten entsprechende Filtersoftware in ihren Netzwerken vorschalten, die es für bestimmte Spiele unmöglich macht, online gespielt werden zu können. "Denn es muss generell eine kulturelle Ächtung dieser Spiele geben", sagt Weingarten. "Wo doch unbestritten ist, dass eine fortlaufende Nutzung von Killerspielen' zur Senkung der Mitleidsfähigkeit führt".
-----------------------------------------------------------------------------------
herrlich wie schön die Propaganda der Politiker mitterweile ihre festen Wurzeln geschlagen hat...
モエロクリスタル大歓迎!!!
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Arcadion ()