Creative 3DO Blaster - Bericht vom Aufbau eines passenden PCs

Ich war schon mehrere Jahre auf der Suche nach einem 3DO Blaster und bei der letzten Retrobörse in Bochum wurde ich endlich fündig und habe auch noch einen guten Preis bekommen.
Das Gerät kam 1994 auf den Markt und kostete schlappe 499$. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele Rechner gab, die bereits die passende Konfiguration hatten, also war eine Anschaffung von z.B. einem CD-Laufwerk, einer passenden Grafikkarte etc. unter Umständen auch noch mit zu bedenken.
Prinzipiell war die Idee gut, wenn sich die 3DO Plattform durchgesetzt hätte. 3DO Konsolen verschiedener Hersteller am Markt und selbst wenn man kein Konsolenzocker war, konnte man seinen PC aufrüsten und entsprechende Spiele genießen. Die Leistung war jedenfalls ordentlich und den damaligen PCs die damals zuhause zum Einsatz kamen, überlegen. Theoretisch jedenfalls und selbst dieser Vorsprung hält ja bekanntlich nicht lange an, da die PCs den Vorsprung neuer Konsolen schnell einholen.

Unbenutzt, alles noch fein versiegelt und die Karte wurde definitiv noch nie eingebaut.
Alles war dabei...naja, fast alles. Es fehlte das CD Laufwerk.
Leider lässt sich nicht jedes X-beliebige CD-ROM verwenden, sondern es muss ein ganz bestimmtes Modell sein, welches unter der Bezeichnung CR-563-B läuft und von Matsushita hergestellt und von Panasonic, Creative etc. vertrieben wurde.
Warum muss es dieses spezielle Laufwerk sein? Es enthält dieselben Komponenten wie die 3DO Konsole, verwendet denselben Laser etc.
Da der 3DO Blaster quasi identisch mit der Konsolenversion ist (der PC dient lediglich als Ausgabemedium), benötigt die Karte auch das 3DO Laufwerk um die Spiele lesen zu können, daher kommt nur das CR-563-B in Frage. Damals (1993-1994) relativ weit verbreitet (es war ein CD-ROM welches häufig mit SoundBlaster 16 Karten im Bundle geliefert wurde), ist das Double Speed Laufwerk heute nur noch schwer zu bekommen.
Nicht nur ist es lediglich ein Double Speed Laufwerk, welches kaum noch für irgendwen interessant ist, es kommt hinzu, dass es weder ATAPI noch IDE kompatibel ist und einen eigenen Controller benötigt. Da dieser Panasonic/Creative-eigene Anschluss im normalen PC Betrieb keinerlei Vorteile bot und IDE sich zu dem Zeitpunkt schon durchgesetzt hatte, verschwand die Schnittstelle in der Versenkung und die Laufwerke gleich mit.
Der Controller für das Laufwerk ist in der Regel eine Soundkarte. Die SoundBlaster 16 (nicht die Value) und die AWE32 (nicht 32PNP) boten z.B. den gesuchten Anschluss. Der 3DO Blaster hat selbigen Anschluss ebenfalls, ich bin mir nur gerade nicht sicher ob der auch unabhängig von z.B. einer SB16 mit dem Anschluss läuft.
Hatte man mitte der 90er bereits Standardtreiber für die CD-ROM Laufwerke, benötigt dieses Gerät einen ganz speziellen Treiber um mit dem 3DO Blaster kommunizieren zu können. Im Betrieb muss nämlich zwischen PC und 3DO umgeschaltet werden können, damit der 3DO Blaster überhaupt die Daten lesen kann. Normale Treiber haben diese Funktion nicht. Mir sind nur zwei Treibervarianten bekannt die entsprechend kompatibel sind, eine davon habe ich im Netz nichtmal finden können.

Das Laufwerk. Ebenfalls ein unbenutztes Exemplar von Anfang '94 mit Treiberdiskette. Ich habe noch ein zweites Exemplar als Ersatzteil. Eins davon kam aus den USA über ein Forum und das andere nach mühsamer Suche bei eBay.
Aber hier hören die speziellen Anforderungen nicht auf. Der 3DO Blaster wird nicht einfach in den PC eingebaut, sondern muss weiterhin auch noch mit 2 Kabeln an die Grafikkarte angeklemmt werden.
Kabel Nr.1 kennen viele, es handelt sich um ein Loop Kabel welches auch die Voodoo1&2 Karten verwendeten. Hiermit wird das Signal der Grafikkarte über die Zusatzkarte zum Monitor weitergeleitet.
Kabel Nr.2 ist etwas spezieller. Es ist ein internes Kabel, welches den 3DO Blaster mit dem VESA Feature Connector der Grafikkarte verbindet. Der FC wurde benutzt wenn Daten zwischen der Grafikkarte und noch einem Gerät ausgetauscht werden mussten ohne dass der Rest des Systems belastet wurde. Man hatte eine höhere Bandbreite als irgendein Bus (VLB, ISA oder PCI) damals bereitstellen konnte, wobei dies nur theoretische Höchstwerte waren die in damaligen Systemen nie zum Einsatz kamen.
Jedenfalls hatten viele, aber nicht alle, Grafikkarten Anfang der 90er (ab Mitte der 90er verschwand der Anschluss langsam) den besagten Vesa Feature Connector.

Das Exemplar, welches ich für das System benutze. Eine 1MB Trident ISA Karte. Etwas älter (92) aber die Leistung spielt prinzipiell keine Rolle. Der Feature Connector ist die kleine Steckleiste am oberen Rand der Karte. Später war der Feature Connector ein Stecker, wie bei IDE Platten (nur mit weniger Pins).
Ursprünglich wollte ich einen 486er für das Projekt verwenden, jedoch war der IDE Controller abgeraucht und ich habe auf einen leicht moderneren Pentium75 zurückgegriffen. Der Blaster läuft auch schon mit einem 386er völlig problemlos. Die Systemleistung ist nur sekundär relevant, da die 3DO Blaster Karte wie bereits erwähnt die komplette Konsole enthält und nicht vom PC abhängig ist.
Auf der Softwareseite wird zwingend Windows 3.1 bzw. 3.11 benötigt. Windows 95 macht bereits Probleme mit den Treibern. Auch ungünstig, da beim Release des Blasters der Release von Win95 nichtmal ein Jahr entfernt lag. Aber lange wurde der Blaster sowieso nicht supported. Ein geplantes FMV Addon-Modul (der Anschluss befindet sich bereits auf der Steckkarte) wurde nie produziert und die Software auch nie für Win9x aktualisiert.
Kein Wunder. Eine sehr teure Konsole als PC Steckkarte, immer noch sehr teuer, spricht nunmal nicht allzuviele Leute an. Bedenkt man, dass der 3DO sowieso nur schlecht angenommen wurde (okay, war zum Release noch nicht unbedingt so gut absehbar), man das entsprechende Kleingeld benötigte, einen PC zur Spielekonsole aufrüsten wollte (aber an der nur unwesentlich teureren vollständigen Spielekonsole kein Interesse hatte) und sämtliche obskuren Hard- und Softwarevoraussetzungen erfüllen musste, ist es überhaupt ein Wunder dass die Karte auf den Markt kam.
Viele wurden allerdings nicht produziert, wenn man die Seltenheit bedenkt. Die Exemplare die z.B. in einem Jahr bei eBay auftauchen kann man an einer Hand abzählen. Die Preise schwanken stark, von 150€ bis über 500 Pfund habe ich schon alles gesehen.
Hier einmal der 3DO Blaster vor dem Einbau in voller Größe


Die Anschlüsse am Slotblech sind für die Grafikkarte, den Monitor und den Controller.
Die Batterie hinten in der Ecke dient dem Speichern der Savegames. Wie die 3DO Konsole selbst befindet sich auch auf dem Blaster ein 32KB großer Speicher für diesen Zweck.
Die größte Hürde ist bisher ein Defekt an der Soundkarte gewesen. Zum Einsatz kommt eine Creative SoundBlaster 16 CT2290.
Einen Tag habe ich damit verbracht ganz banal DOS und Windows zu installieren, da mir unerklärlicherweise dauernd Disketten kaputt gingen und mir bei der Installation von Treibern und sonstiger Software dauernd das System abgeschmiert ist.
Nachdem ich irgendwann Mainboard, RAM, CPU, Floppylaufwerk, Festplatte, Kabel etc. ausgewechselt hatte und es immer noch Fehler gab, kam ich irgendwann auf die Soundkarte. Zunächst vermutete ich einen Fehler in der Konfiguration, was sich aber als falsch herausstellte. (in meinem anderen Retro PC schlummern zwei Soundkarten, die unter DOS parallel funktionieren...da bin ich eigentlich fit ^^)
Am Ende war es der IDE Controller auf der Karte, welcher I/O Fehler beim Floppylaufwerk verursachte wenn er DEaktiviert (!) war. Hat etwas gedauert bis ich den obskuren Fehler gefunden hatte.
Zumal stellte sich bei einem ersten Test heraus, dass der DSP auf der Karte defekt war und nur Rauschen verursachte. MIDI und CD-Audio gingen noch, aber normaler Sound war nicht drin. Ich sah das Schnäppchen vom Blaster langsam dahinschwinden, da sich die zusätzlichen Anschaffungen trotz größerer Hardwarevorräte häuften.

Der Übeltäter!
So, das reicht fürs Erste. Im nächsten Teil gibts ein paar Bilder vom Aufbau, Test und allgemeinen Chaos, die Tücken der Konfiguration auf Softwareseite und ein paar erste Tests.
Bei Fragen stehe ich natürlich jederzeit zur Verfügung

To call me AWESOME is an understatement!
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