(PC) HITMAN: Contracts

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    • (PC) HITMAN: Contracts

      Jeder Gamer kennt ihn, denn er ist der wohl erfolgreichste und beliebteste Auftragskiller der Videospielgeschichte: Hitman, der im dunklen, eleganten Zwirn gehüllte Profi-Killer mit der Vollplatte, Insidern besser bekannt unter dem Decknamen "Agent 47". Sein Geschäft ist das Töten. Und getötet wird mit 100%iger Präzision, kaltblütig und unerbittlich. Wer die Opfer sind, interessiert ihn nicht. Hauptsache, die Kohle stimmt. Die Spiele sind nicht ohne. Der erste, aufgrund seines relativ hohen Alters unter Sammlern mittlerweile recht begehrte und meist nur noch über Umwege erhältliche Hitman landete auf dem Index. Nicht der Grad der Gewalt führte dazu (denn der fiel bei den Nachfolgern nicht minder heftig aus), sondern die Tatsache, dass man gezwungen war, allerhand Leute umzulegen, um seine Missionsziele zu erreichen. Sogar Unschuldige mussten dran glauben, weil die Handlungsfreiheit, welche die Entwickler dem Spieler zugestanden, in der Praxis stark eingeschränkt war und die Schonung von Unbeteiligten nicht immer erlaubte. Die Hitman-Fortsetzungen spielten sich weniger linear, was alternative, weniger rücksichtslose Vorgehensweisen eröffnete und dazu führte, dass sich die Killer-Glatze diesmal in den Ladenregalen halten konnte. "Contracts" ist der dritte Teil der Serie, für meine Begriffe gleichzeitig aber auch der brutalste. Anders als im Vorgänger ("Silent Assassin") beinhaltet "Contracts" jedoch keine zusammenhängende Story, sondern in sich abgeschlossene Missionen. Einige davon kamen so oder ähnlich bereits im ersten Hitman vor. Wir erleben also stellenweise eine Art Remake. Dennoch spielen sich die zwölf Einzelspielermissionen dieses Action-Adventures sehr abwechslungsreich und spannend.

      "Contracts" beginnt mit einer düsteren Filmsequenz. Der Meuchelmörder schleppt sich - von einer Kugel getroffen - schwer verwundet in sein Versteck, ein Pariser Hotelzimmer. Dort lässt er seine bisherige Killer-Karriere noch einmal Revue passieren. Ob sich die Missionen wirklich so abgespielt haben oder nur Fiktion sind, lässt sich anfangs noch nicht sagen. Denn "Agent 47" leidet an Wundschmerz, verliert viel Blut und beginnt, zu fantasieren. Die sich anschließende Zeitreise führt uns an verschiedene Schauplätze, so u.a. nach England, Sibirien, Budapest und Hongkong. Und wir begegnen zahlreichen anderen Größen der Unterwelt, darunter einem österreichischen Nationalisten namens Franz Fuchs, dem russischen Schmuggler Arkadij Jegorov oder dem chinesischen Triaden-Führer Lee Hong. Diese und einige andere Gestalten aus der Welt des Verbrechens stehen auf der schwarzen Liste von Hitmans Auftraggebern und damit automatisch auf der des Profi-Killers.


      Die Szenarien erscheinen in diesem dritten Hitman-Teil besonders abgedreht. Da eliminieren wir einen "Fleischkönig" während einer Sex-Partie in einem Schlachthaus, beseitigen bei der Gelegenheit gleich noch seinen geisteskranken Bruder, der mit Vorliebe Frauenkörper verstümmelt, ersticken per Kopfkissen schlafende Zielpersonen (die Sterbeanimationen sind dabei nett anzusehen) oder foltern einen missliebigen Detektiv mit Stromstößen. Schnell wird deutlich: "Contracts" ist definitiv kein Spiel für Menschen mit schwachen Nerven. Hitman mordet kaltblütiger als jeder andere. Und dennoch: Er macht dies auch stilvoller. Denn eine gewisse Ironie ist unverkennbar und der schwarze Humor zieht sich durch nahezu alle Missionen. So beispielsweise, wenn wir in einem schottischen Jagdschloss einen Butler betäuben, uns danach seiner Kleidung bemächtigen, um dem Hausherrn im Anschluss einen vergifteten Trink zu servieren. In der Sibirien-Mission füllen wir einem Waffenhändler Abführmittel in die Suppe, locken ihn damit auf die Toilette, wo wir ihm hinter der Klo-Tür bereits auflauern und ihn quasi beim Kacken mit einem Schuss aus unserer schallgedämpften Pistole niederstrecken. Ein weiteres Opfer wird in der Sauna erstickt, dann wieder begraben wir einen unliebsamen Zeitgenossen in der Reparaturwerkstatt, indem wir den Wagenheber herunter schnellen lassen und der Betreffende so unter der Last seines Autos zerquetscht wird.

      Wie schon in den Vorgängern, schlüpft Hitman situationsabhängig in verschiedene Rollen, besser wäre wohl zu sagen: Verkleidungen. Denn dem passenden Fummel kommt während der jeweiligen Missionen große Bedeutung zu. Mal erledigen wir einen russischen General, um uns in dessen Uniform ungestört einem sowjetischen Atom-U-Boot nähern zu können (der Auftrag lautet, das Ding in die Luft zu sprengen), mal hüllen wir uns in die Klamotten eines asiatischen Leibwächters und gelangen solchermaßen getarnt in das engere Umfeld eines chinesischen Drogen-Bosses, den wir anschließend ausschalten. In Rotterdam zwängt sich Hitman sogar in eine Motorrad-Kluft, bevor er sich in eine verbrecherische Rocker-Gang einschleicht, um später den gefürchteten Biker-Boss Rutger van Leuven ausfindig zu machen. Per Tastendruck lässt sich jederzeit eine Lagekarte (zeigt u.a. Fluchtwege und Eingänge an) einblenden, die dem Spieler bei der räumlichen Orientierung hilft und zudem der weiteren Planung dient. Je nach Missionsabschnitt und gewähltem Schwierigkeitsgrad ist auch ein weniger verdecktes Vorgehen möglich, d.h. Hitman kann sich mehr oder weniger ungestüm durch die Level ballern. Im Hinblick auf die Abschlussbewertung, die am Ende eines jeden Einsatzes erfolgt, scheint solch brachiales Vorgehen allerdings nicht ratsam, zumal es auch dem auf Überlegung und taktische Raffinesse ausgerichteten Spielprinzip widerspricht. Die Missionsinhalte - mit Film- und Bildmaterial unterlegt - werden dem Spieler vor Beginn der Einsätze elektronisch aus einer Zentrale übermittelt.



      Hitman stehen mehrere Handfeuerwaffen (Pistolen/Silverballers, Gewehre in verschiedenen Ausführungen usw.) sowie spezielle Ausrüstungsgegenstände (Fernglas, Dietrich usw.) zur Verfügung. Tatsächlich aber lassen sich nahezu alle Missionen völlig lautlos bewältigen, ohne nur einen einzigen Schuss abzugeben. Dies sollte vom Spieler auch angestrebt werden, will er sich einem Profi-Killer würdig erweisen. Selbst von der obligatorischen und für ihn typischen Klaviersaite, mit der Hitman seine Opfer zu erdrosseln pflegt, muss man nur in den seltensten Fällen Gebrauch machen. Der Meuchelmörder kann nämlich alltägliche Gegenstände zu seiner Tatausführung benutzen (z.B. ein Bettkopfkissen zum Ersticken des Opfers oder ein Glas mit vergiftetem Inhalt). Als überaus nützlich in "Contracts" erweist sich ferner eine Spritze. Damit vermag der kahlköpfige Auftragsmörder Zielpersonen und deren Begleiter zu betäuben - oder zu töten.

      Grafisch hat "Contracts" gegenüber seinen beiden Vorgängern zugelegt. Die Spielwelt wirkt nun etwas schärfer und reicher an Details. Wir steuern Agent 47 für gewöhnlich aus der Verfolger-, können aber auch in die Ego-Perspektive wechseln. Hitman 3 ist für PC, Xbox und PlayStation 2 erhältlich. Bedientechnisch gehen die Konsolenversionen naturgemäß am besten von der Hand. Und so ist es auch hier. Third-Person-Shooter und Action-Adventures steuern sich via Controller einfach griffiger, als dies auf dem Computer möglich ist (es sei denn, der PC-Besitzer bedient sich zusätzlicher Eingabegeräte oder verfügt über ausgeprägte Fingerfertigkeiten). Die (deutsche) Synchronisation ist ebenfalls gelungen. Leider hat man das knappe Dutzend Missionen bereits nach weniger als zehn Stunden durch. Aufgrund der zahlreichen alternativen Lösungswege lohnt sich ein wiederholtes Durchspielen aber in jedem Fall.


      Pro:
      + gegenüber den Vorgängern leicht verbesserte Technik/+ abwechslungsreiche Missionen/+ schwarzer Humor/+ Hitman.

      Contra:
      - keine zusammenhängende Story/- einige Schauplätze (Missionen) bereits aus Teil 1 bekannt.


      Grafik: 70%/ Sound: 80%/ Bedienung: 70%/ Gameplay: 80%

      Gesamtwertung: 75% (= "noch gut", 2-)