Mein beruflicher Weg in die Videospielwelt - Ein Resümee
Da steht er ... kurz vor der PS-4 Präsentation in New York
Hallo zusammen,
ich bin Videogamer, Nerd oder ganz einfach Fan! Dieses Jahr durfte ich, für mich persönlich einem absoluten Highlight beiwohnen, der PS4-Präsentation in New York. Nein, nicht wegen der Spiele, der Präsentation oder den Ankündigungen. Sondern weil ich dabei habe! Ich war einer von weltweit vielleicht ein paar Hundert eingeladenen Redakteuren vor Ort. Dies wurde mir irgendwann während der Präsentation klar! ICH HABE ES GESCHAFFT! Der stille dicke Junge, den sie in der Schule immer geärgert haben (jaja, Klischee), der in der Schule nie der Beste war (und noch ein Klischee … was kommt als nächstes? Im Ghetto aufgewachsen?) und nun hier sitzt. Aber was passierte danach? Ich bekam Nachrichten mit:“Dafür bist du nach New York geflogen?“, „Also ich wäre ja enttäuscht!“, „Kann nicht verstehen das du sooo begeistert bist!“ … wow. Aber ich hol mal ein wenig aus.
Ich war schon immer Zocker. Mein erster Computer, ein C16, lief für Spiele. Mit dem C64 und Amiga ging es genauso weiter. Von Konsolen will ich gar nicht sprechen. Und ich war ein Zeitschriftensammler. Power Play, ASM usw., dafür wurde mein Taschengeld verbraten! Ich war Fan von Heinrich Lenhardt, Boris Schneider, Manfred Kleimann usw.. Das waren für mich absolute Helden. Aber selbst so etwas zu machen? Wie denn? Bei den Leistungen in der Schule? Blogs, Youtube und Co. gab es ja nicht, vom Internet mal ganz zu schweigen. Also ging ich erstmal meinen Weg. Schule, Ausbildung bei der AOK und weiter bei einer Krankenkasse arbeiten. Mein Spaß am Zocken tat dies aber keinen Abschluss. 1999 wechselte ich dann auch in einen IT-Beruf, war damit sehr zufrieden und mein Leben lief normal weiter.
Wir schreiben das Jahr 2010. Ich sitz im Back-Office eines Internet-Providers, in einem Job der mich täglich einfach nur ankotzt. Nicht wegen den Kollegen, die waren toll, sondern einfach weil mich der Job fertig gemacht hat. Irgendwann kamen Kollegen auf mich zu und meinten doch das ich auch zocke und ob ich gerne drüber schreiben würde. Einer von ihnen betreibt ein kleines Spieleportal: gamescrowd.com. Wow, ich und Redakteur? Warum nicht … hab ja nix zu verlieren. Schnell merkte ich, da geht noch was. Nur schreiben, war einfach nix für mich. Ich begann mich also mit Videos und Podcasts auseinander zu setzen. Ausserdem dachte ich mir, die Welt kann ruhig noch eine Sendung zu alten Spielen gebrauchen. Nach ein paar Tests usw. gab es dann die erste Folge vom Retro Hunter!
Eines der ersten Interviews
Ich war doch überrascht, wie positiv das Format aufgenommen wurde. So postiv, dass mich ein User aus einem Forum anschrieb, ob ich die Sendung nicht auf dem Portal gamersglobal.de zeigen mag. Gesagt getan Drei Folgen weiter schrieb mich dann Jörg Langer persönlich an und fragte mich ob wir das nicht exklusiv machen wollen. Für mich eine schwierige Entscheidung. Einerseits war es für mich eine Bestätigung meiner Arbeit, mit der Chance damit auch Geld zu verdienen. Andererseits bedeutete es einen Freund zu enttäuschen. Gamescrowd hat mir viel bedeutet und mich auch in diese Richtung geschubst. Trotzdem habe ich mich entschieden, diese Chance zu ergreifen, da ich mir langsam sicher war in diese Branche zu wechseln. Und, so leid es mir tat, war Gamescrowd dafür einfach nicht das richtige. Der „Retro Hunter“ lief also nun exklusiv auf Gamersglobal.
Seit ein paar Monaten hatte ich schon mit einem gewissen „Joachim Hesse“ … ehemaliger stellv. Chef-Schreiberling der PC-Action via Twitter bzw. Facebook kontakt. Die ganze Zeit schwirrte mir auch schon so eine Idee für einen Podcast im Kopf herum. Ich fand es immer langweilig, dass sich nur Redakteure über Spiele unterhalten. Warum nicht ein Redakteur, Zocker, Entwickler, Shop-Besitzer? Meine Idee für den Zockersalat. Auf der Gamescom 2010 war es dann soweit. Nicht in einer dunklen Ecke, sondern auf der Rolltreppe im Pressecenter stand dieser große Typ vor mir. „Hi, ich bin der Sven, sanifox, wir schreiben uns ab und auf Twitter ...“ So fing es dann an. Obwohl wir beide etwas im Stress waren, haben wir uns kurz Zeit genommen und uns unterhalten. Da hab ich ihm auch kurz die Idee für den Podcast erklärt und er meinte ich solle ihm das nach der GC dann einfach mal schreiben. Wow, kein „ne, für sowas hab ich keine Zeit!“ „WAT? WER BIST DU DENN?“ „So etwas mach ich lieber alleine!“. Da steht also ein gestandener Spiele-Redakteur und sagt mir :“Hey, klingt interessant, lass uns drüber reden“. Sicherlich, hört man öfters in der Branche, aber ich wusste er meinte das ernst und der Zockersalat nahm formen an.
Ich merkte dann auch, dass ich es ernst meinte. Ich plante also meine Selbständigkeit. In eine Branche, in der viele unterbezahlt arbeiten, bzw. für gar nix arbeiten. In der es Spiele-Portale wie Sand am Meer gibt, Leute die besser schreiben und besser vor der Kamera agieren können. Aber trotzdem, ich war überzeugt ich gehe meinen Weg. Nebenbei hab ich bei einem guten Freund im Gamestop gejobbt. Der meinte damals zu mir:“Sven, in Jahr oder so, da sitzt du in einer großen Redaktion und leitest irgendwas!“ Ich hab ihn ziemlich … ausgelacht. Aber gut, es gab also regelmäßig den Podcast und den Retro Hunter. Nach und nach schrieb ich auch für andere Portale, merkte aber das Video und Social-Media mehr mein Dingen sind. Und so kam es, nachdem ich zum Sommerfest 2011 bei spieletipps.de eingeladen wurde, mich der Chef des Portals zur Seite zog und fragte was ich denn so alles mache. Er findet meine Sendungen klasse und sieht das ich das auch organisieren kann. Und Facebook ist ja sowieso toll … Ich solle mir doch mal Gedanken um die Videos von spieletipps machen. Wow, was für ein Angebot.
Also haben wir ein paar „Let's Play“ gemacht. Für das „Sim City Social“ schäme ich mich heute noch :), aber es entwickelte sich auch bei spieletipps weiter. Und da ich auch Social-Media mache, kann ich mich ja auch ein wenig um die Facebook-Seite kümmern, die immer weiter wächst. Ich schrieb immer weniger, können andere besser, und meine Verantwortung stieg. Ich merkte das mir dies unheimlich gefiel. Ich konnte kreativ sein, wir experimentierten viel und mein Schwerpunkt verlagerte sich immer mehr auf Facebook und Videos.
Bei der Geburt getrennt?
Doch es gab auch nicht so gute Zeiten. Ich merkte, ich kann immer weniger abschalten. Teilweise hab ich bis spät Nachts am PC gesessen und gearbeitet. Klar, so ist das wenn man Selbständig ist. Gehört einfach dazu. Auch Freunde und andere Hobbys kamen zu kurz. Meine Arbeit beim THW habe ich fast komplett eingestellt. Und, auch das kann ich jetzt mit ein wenig Abstand so sehen, hat dies auch mit meiner Beziehung geschadet, die 2012 zu Ende ging. Nach sieben Jahren, war das für mich ein richtiger Schlag. Es krieselte schon länger, aber wir wollten es nochmal versuchen. Und nachdem ich gerade aus Las Vegas zurück kam, war auf einem Event, kam dann das Gespräch. Auch hier, nach Abstand, ist es wohl das beste gewesen.
Ich hätte also in ein tiefes Loch fallen können, ist mir nachdem Ende einer Beziehung schon einmal passiert, aber mein Job hat mich gerettet. Gut, wer ruft auch nach einem Beziehungsende als erstes seinen Chef an! Der meinte :“Komm hier hin, geh ins Hotel und wir unterhalten uns mal“. Ich bekam also einen festen Job als „Leiter Social Media“ angeboten und soll doch nach Bad Homburg ziehen. Neben Social-Media soll ich dann noch in der Redaktionsleitung organisatorische Dinge machen und die Redakteure auf Trab halten
Und nun sitz ich hier … im Jahr 2013, schreibe diese Worte. Ich arbeite für Deutschlands größtes Spieleportal. habe eine Aufgabe mit Verantwortung und sitze nebem Jo. Dafür hab ich einiges aufgegeben, aber auch einiges gewonnen. Jo ist zu einer meiner besten Freunde geworden, der übrigens einer der nettesten Menschen ist die kenne. Und dann? Dann sitz ich auf einmal in New York, fünf Meter vom Sony CEO Andrew House entfernt und lausche seinen Worten in dem er die PS4 ankündigt. Später lauf ich noch an David Cage vorbei, führe Interviews und unterhalte mich mit den Kollegen.
Der Dicke und der Engländer - SCEE-Chef Jim Ryam
Und jetzt fragen mich Leute ernsthaft ob ich nicht enttäuscht bin? NEIN verdammt! Bin ich nicht! Denn ich habe es geschafft! Ich werde für etwas bezahlt, für das andere Geld zahlen würden. Ich habe ein zeitintensiven und stressigen Job, aber ist, für mich, der GEILSTE JOB DER WELT! Wird das in 5 Jahren noch so sein? Weiß ich nicht. Aber jetzt, strahle ich immer noch wie ein Honigkuchenpferd. Patrick, mein Freund vom Gamestop, zieht mich heute immer noch auf … weil er es ja gewusst hat