Kommt Switch-Sammeln aus der Mode?
Ich war anfangs ja gar nicht so überzeugt von der Switch und hatte sie nicht Day 1, sondern einige Monate später, zu Weihnachten, gekauft. In den Wochen vor Anschaffung der Hardware fing ich allerdings an, hier und da schon Spiele zu besorgen, wenn sich günstige Möglichkeiten auftaten, und da merkte ich bereits, dass sie mich auf eine Weise ansprachen wie kein anderes System der letzten …Jahre? Jahrzehnte gar? Die Module triggerten mich umheimlich doll und waren, trotz ihrer geringen Größe, vielleicht wegen ihrer Dicke "greifbarer" als die von Nintendo DS oder PSVita. Oder es war einfach der Punkt, dass ich wieder ein Modul einlegen und das Game auf dem Fernseher anstatt auf einem Screen für Mäuse zocken konnte. (Nein, ich besitze kein Vita TV)
Auch die Hüllen fand ich viel, viel ansprechender, als ich es von den Bildern aus dem Netz erwartet hätte. Haptik, Klickgeräusch womöglich, in jedem Fall die Artworks auf der Innenseite, die es manchmal gab….doch, ich muss zugeben, dass ich dem System wider Erwarten ziemlich schnell verfallen bin und heute am liebsten dafür kaufe, außer grafisch aufwendigere Titel wie "Sifu" oder manchmal auch solche, die sich einfach nach einem der anderen Systeme anfühlen, zum Beispiel "The Artful Escape" oder "Disco Elysium" auf PS5. Aber sonst, vor allem Indies und retroartige Titel, da muss ich gar nicht groß überlegen.
Ausserdem ist die Vielfalt einfach toll. Klassische Arcade Action, retroinspirierte Games, verkünstelte Sachen, ganz traditionelle Platformer. Ja ist meistens Multiplattform und eher ein Merkmal unserer Zeit als der Switch, aber trotzdem. Und neben der ganzen vorstellbaren normalen Kost gibt es auch irre viel völlig skurrilen Kram, ich liebe sowas!
Dazu dann wirklich reichlich physische Indies, so dass man kaum hinterherkommt und wirklich kritisch selektieren muss, weil das Portemonnaie sonst nicht mehr mitspielen würde. Logo gibt es die meistens auch auf PlayStation, die Releases haben auf Switch aber gefühlt nochmal eine andere Zugkraft.
Und als jemand, der früher eine Menge Big Box Games auf Amiga und für MS DOS hatte, komme ich nicht umhin, bei der Switch auch manchmal in die Richtung zu tendieren. Platz und Geld diktieren auch hier Selbstbeherrschung, aber dass es das überhaupt gibt, ist großartig!! Früher bekamen bestenfalls mal große Gassenhauer eine sehr teure Collector's Edition, jetzt locken aber viele kleine Titel mit einer bezahlbaren Pappschachtel, die im Regal gleich ganz anders wirkt.
Und es ging ja nicht nur mir so, viele von uns fanden die Switch ziemlich fesch, auch und gerade, was das Sammeln angeht. Das zeigte sich zusätzlich bei den ganzen Limited Print-Anbietern, bei denen Nintendo-Versionen meistens erheblich gefragter waren als ihre Gegenstücke aus dem Sony-Lager. Das Verhältnis geriet zeitweise wohl sogar derart ins Ungleichgewicht, dass es landläufig hieß, für PS4 würde kaum noch jemand sammeln, nur die Switch sei der heisse Scheiss. Lässt sich auch und vermutlich noch stärker auch die PS5 ausdehnen.
Das hat natürlich nichts mit der Qualität zu tun, sondern mit zunehmend digitalen Bibliotheken, mit schwindendem Vertrauen in Sony (und Microsoft sowieso), die Konsolen nach ihrem End-of-Life noch aktiv lauffähig zu halten, und vor allem mit viel Frust in Sachen Patches, Updates und Download Keys auf Discs. Klar - auch Switch-Spiele ziehen Updates. Gefühlt sind das aber oft nur kleinere Dinge, und die Sammlerfaktoren "Modul" und "Nintendo" kompensieren da bestimmt einiges. Über Code in a box- und Download required-Releases breiten wir hier mal den nach ranzigem Erbrochenen riechenden Mantel des Schweigens.
Fast forward zu heute: Während meine Leidenschaft für Switch Games ziemlich ungebrochen ist, trotz im Kern altersschwacher Hardware, stehe ich inzwischen hier im greifbaren echten Leben ziemlich alleine auf weiter Flur. Der eine hat sich einfach wieder der PlayStation zugewandt, weil er nicht mobil zockt und am Fernseher ihm die völlig ausreicht, der andere ist Frames-Fetischist und hatte zunehmend Mühe, nicht ganz rund laufende Versionen von Spielen zu ertragen, bis ihm der Kragen platzte und er alles wieder verkauft hat, abgesehen von einer Handvoll Exklusivtitel. Gerade das war schade, weil der voll auf den Hypetrain aufgesprungen war und kräftig hübsche Big Box Versionen von Spielen erwarb.
Ich weiss, dass zumindest hier im Forum ja einige ähnlich ticken wie ich, zumindest würde ja kein normaler Mensch diesen horrenden Betrag für "The Touryst" und "Fast RMX" ausgeben, und nicht zuletzt dank dieser Super Rare Games-Sammelbestellung - nochmal danke an @bluntmann3000 ! - sind mir einige Personen von dieser Sorte ja bewusst geworden.
Es gibt sie also. Aber wie ist das Stimmungsbild? Zehren Inflation, Krieg und Energiepreise an der Lust am Switch-Sammeln? Oder ist die, wie bei mir, eigentlich ungebrochen, man kann ihr eventuell nur nicht mehr ganz so impulsiv nachgehen? Gibt es Ermüdungserscheinungen wegen der betagten Hardware, oder eine Übersättigung dank immer noch blühendem Retailmarkt sowie einem extrem heftigen Ausstoß der ganzen Limited-Buden?
Ich bin gespannt, ob das nur mir so vorkommt, oder ob sich das Sammelgebiet Switch allmählich abkühlt und sich, aufgrund von der Marke Nintendo …..vielleicht nicht ganz auf Höhe PlayStation einpendeln wird, aber auf einem klar niedrigeren Niveau.
Das wichtigste ist natürlich, dass zumindest man selber, in dem Fall ich, weiter einfach Spaß und Freude dran hat, aber die Begebenheiten der letzten Wochen haben mich just ein wenig nachdenklich gestimmt.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von ChesterOrc ()