Engelstrompete... und die Nebenwirkungen
Er hatte Tee aus den Blüten der Engelstrompete gekocht – im Rausch schnitt er sich den Penis ab
Von CHRISTIAN RENZ
Halle – Teuflische Drogen. Im Rausch schnitt sich ein 18-Jähriger aus Halle die Zunge und seinen Penis ab – mit einer Heckenschere. Der Schüler hatte zuvor einen Tee aus den Blüten der Engelstrompete getrunken…
Blackout. Erinnern kann sich Andreas W. (18, Name geändert) an gar nichts mehr. Nicht daran, wie er ins Gartenhaus seiner Eltern torkelte, auch nicht mehr daran, wie er zur Heckenschere griff…
Erst als der Schüler blutend, schwerverletzt in der Notaufnahme aufwachte, setzte sein Gedächtnis wieder ein. Der ultimative Horror-Trip. Ausgelöst von einem üblen Drogen-Gebräu, einem Tee aus der Engelstrompete.

Hübsch anzusehen, aber gefährlich: die Engelstrompete!
Andreas‘ Mutter schilderte den Tag des Grauens so: „Mein Sohn hat sich völlig normal verhalten. Bis er plötzlich aufstand und für Minuten verschwand.“ Als der 18-Jährige in den Garten zurückkehrt, trägt er nur noch ein Handtuch um die Lenden gewickelt. Blut sickert aus seinem Mund, tropft auf die Brust. Blut läuft auch seine Beine herab…
Nach Minuten trifft der Notarzt ein, versorgt die Wunden, diagnostiziert: „Abtrennung der Zunge und des Penis.“ Zu Retten ist da nichts mehr: Nichts kann mehr angenäht werden. Andreas W. ist in die Psychiatrie eingeliefert worden. Der zuständige Professor Andreas Marneros: „Der junge Mann wird über Jahre psychotherapeutische Hilfe brauchen.“
Das grüne Gift – immer mehr Jugendliche probieren Garten- und Zierpflanzen als Drogen aus. Sie kauen, kochen oder rauchen sie. „Niemand kann im Vorfeld einschätzen, wie die Gifte wirken, man kann sie nicht dosieren“, so Dr. Frank Löhrer, Ärztlicher Leiter der „Klinik am Waldsee“, die in Rieden/Eifel jugendliche Süchtige behandelt.
Die Folgen – unabsehbar, zumeist aber verheerend: Verwirrung, gestörte Wahrnehmungen, Psychosen. Sogar Todesfälle hat es schon gegeben. „Es hat auch schon mehrere Selbstmorde im Zustand der Psychose gegeben“, so Löhrer weiter. Wer‘s übersteht, ist meist für ein Leben gezeichnet…
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